Stellenwert Beziehung

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Emotionale und soziale Entwicklung geschieht nur in Beziehungen - Elternverhalten als Prototyp für soziale Kompetenz

Der menschliche Säugling ist als physiologische Frühgeburt besonders angewiesen auf Schutz und Sicherheit. Im Lauf der Evolution ist er deshalb zum Experten für den Bindungsaufbau geworden. Nur jene Säuglinge konnten überleben, die sich die Zuwendung von ihrer Mutter (oder ggf. einer Ersatzbezugsperson) sichern konnten.

Deshalb ist das Verhalten des Säuglings auf der nonverbalen Verhaltensebene so ungemein effektiv. Es stimuliert das intuitive Parenting (Papousek 1987), mit dem Eltern ohne rationale Überlegung oder bewusste Steuerung auf sein Bindungsverhalten antworten.

In Ruhe und Selbstkontakt (d.h. ohne Stress) ist das Elternverhalten von hoher sozialer Kompetenz geprägt. Um intuitiv auf die unmittelbaren Bedürfnisse des Kindes eingehen zu können brauchen Eltern sowohl

  • die Fähigkeit zur Resonanz (zum emotionalen Mitschwingen),
  • als auch die Fähigkeit zur Empathie (Unterscheidung von eigenen und Gefühlen des Säuglings), z
  • um Perspektivenwechsel (Einfühlung in die jeweiligen Bedürfnisse des Säuglings) und
  • die Fähigkeit zur Abschätzung möglicher Szenarien in der Zukunft.

Das Zusammenleben mit einem Säugling fördert all diese Fähigkeiten. Prosoziales Verhalten ist selten in so vollendeter Form zu sehen wie bei Eltern, die sich in emotionaler Sicherheit wissen.

Für seine körperliche und seelische Entwicklung ist es überlebensnotwendig, dass die Bezugsperson feinfühlig auf seine Signale reagiert, d.h. sie versteht, richtig interpretiert und prompt und angemessen darauf antwortet (Ainsworth 1969). Wahrnehmung und Beantwortung dieser Signale ist eine große Herausforderung für Eltern, deren Bedingungen ungünstig sind. Soziale Kompetenzen sind komplexe emotional-kognitive Fähigkeiten und unter Stress und Überforderung weniger zugänglich.

Was bedeutet das für die Unterstützung durch FamilienbegleiterInnen?

Es ist sinnvoll, die Würde und den Autonomieanspruch des Kindes und der Eltern zu respektieren und diese an deren eigenen Fähigkeiten entlang zu begleiten und unterstützen. Durch gezielte Fragen kann herausgefunden werden, was im konkreten Fall nötig ist. Es geht dabei um die die sozialen Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Erregung und Autonomie und die angeborenen Fähigkeiten, damit umzugehen. Die Fragen unterscheiden sich, je nachdem, welches der Bedürfnisse angesprochen wird. Die wichtigsten davon sind:

  1. Was braucht das Kind, was braucht die Mutter/die Eltern, was brauchen Helfer, um sich emotional geborgen zu fühlen (Sicherheitssystem)?

  2. Wie bleibt eine Aufgabe spannend und attraktiv ohne überwältigend zu sein (Erregungssystem)?
  3. Was braucht es, damit sich Kind (Mutter, Eltern, Helfer) entweder als selbstwirksam erleben oder sich vertrauend unterordnen können (Autonomiesystem)?